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Studio Elektra mit dem Titel „Oral Sex" bezeichnet eine philosophische Étude den Mund betreffend: es handelt sich beim Mund um eine Art zweikanaligen plug (Stecker), aus dem etwas herauskommt, in den aber auch etwas hineingeht. Siehe: Wenn der Mund voll ist, darf man nicht reden.

Also Erste Funktion oder Kanal I: Heraus kommt die Rede -- diese kann auch die Gestalt einer Erkenntnis, eines Befehls, einer Nachricht annehmen. Es ist dramatisch, was alles täglich die Münder der Welt verlässt. Sex ist daran der Umstand, dass der Mund über die Rede mit den Ohren von Hörigen intim wird und mittels dieser von Gehirnen und Herzen etc. Besitz ergreift. Es sei daran erinnert, dass „sex" von sexus kommt, was merkwürdigerweise „Geschnittenes, Getrenntes, Geschiedenes" bedeutet (von lat. secare). Der Mund bringt also Geschiedenes zusammen, daher macht er Sex in diesem Sinne. Die philosophische Rede ist purer Oral Sex. Sex sollte eigentlich eher Nex heissen, von nexus, Verbindung.

Zweite Funktion oder Kanal II: In den Mund geht auch Einiges hinein, man versuche einmal, sich vorzustellen, was täglich in den Mündern der Welt verschwindet. Das Stichwort lautet: Essen. Nun stellen wir fest, dass das Essen einen neuen, bedeutenden Stellenwert einnimmt in einer Gesellschaft, die allmählich mündig wird. Diese Nutzung des Mundes erlaubt uns, um einen Tisch sitzend gemeinsam aufs Schönste primitiv zu werden, die orale Fixierung zu realisieren. Der Mund ist das erste Erkenntnisorgan, das an strategischer Stelle am oberen Ende des Verdauungsrohres sitzt. Mit ihm tasten und schmecken wir uns in die Welt vor. Nachdem wir uns von Mutter genährt haben, wechseln wir früh zum Erdfrass, der den Stellenwert einer urtümlichen Erderkenntnis hat. Es ist bemerkenswert, dass eine Gesellschaft, deren visuelle Fixierung sie so weit in virtuelle Räume hinaus geschoben hat, zugleich einen Ruck in Richtung Oralität, hin auf eine primitive Organisation des Eros, macht. Als würde die Erde gerade jetzt noch einmal ihre Botschaften direkt durchgeben wollen. Hier erhält der Mund den Rang eines transhumanen, transgenerischen plugs.