Sie habe den Vater geliebt und die Mutter gehasst, so wird von Elektra berichtet, der Patronin des Elektra-Komplexes, der angeblich ebenso verbindlich für die Mädchenwelt ist wie der Ödipuskomplex für die der Buben. Was macht man aber mit einem weiblichen Geschlecht, das in sich derart gespalten ist, dass die Solidarität zwischen Mutter und Tochter sich kaum herstellen wird lassen? Elisabeth von Samsonow rückt dem Elektra-Komplex auf den Leib, indem sie annimmt, dass es nur die Auswirkungen geschickter griechischer Propaganda sind, die Elektra den Mutterhass unterstellt. Sie fordert die Solidarität zwischen Mutter und Tochter zurück, um erstens so etwas wie „Feminismus" überhaupt möglich zu machen, und zweitens, um die problematische Position der Menschheit in Bezug auf ihren „Mutterkörper" offenzulegen. Wenn nämlich der Elektra-Komplex tatsächlich ein gattungsweit geltender Komplex wäre, dann gäbe es ausreichend Mutterhass, um die Erde selbst damit zu gefährden. Die Menschheit selbst scheint sich nämlich in die Position der Tochter begeben zu haben, die die Erde in Stellvertretung der „Mutter" ablehnt. Wie der Ödipus-Komplex der Theo-Komplex, so sei der Elektra-Komplex der Geo-Komplex, der das Verhältnis zwischen Menschheit und Erde enorm schwierig gestaltet. Die Auflösung des Elektra-Komplexes, die Solidarität zwischen der symbolischen Mutter und ihrer Tochter also bahnt erst den Weg zu einer neuen, dringend notwendigen Ökologie, die eigentlich eine Ökosophie oder Geosophie sein müsste.